Die Angst vor der Cloud ist irrational. Es lohnt sich, objektiv Informationen einzuholen und – wenn die Vorteile überwiegen – auf die virtuellen Plattformen zu wechseln.

Was passiert mit unseren Daten, wenn wir sie einem externen Dienstleister übergeben? Kommen wir jederzeit und sofort wieder an die Informationen heran, wenn wir sie benötigen? Was machen Microsoft, Amazon, Google & Co. mit den Daten? Spionieren sie diese etwa mithilfe von KI-Tools aus oder versteigern sie gar meistbietend auf dem Markt?

Derartige skeptische Fragen stellen viele meiner mittelständischen Kunden und Freunde, wenn es um das mögliche Beziehen von Rechenleistungen aus der Cloud geht. Der Service erscheint ihnen als etwas Nebulöses und Gefährliches.
Bei solchen Äußerungen denke ich unwillkürlich an den Film «The Fog – Nebel des Grauens»: An die Urangst der Menschen vor Angriffen dunkler Mächte. Doch Antonio Bay, liebe cineastisch interessierten Leser, ist nicht Zürich, Wien oder Frankfurt!

Leere Argumente der «Blechbüchsenarmee».

Wer objektive Maßstäbe anlegt, sieht sehr schnell die Vorteile: In der Cloud sind Server innerhalb von zwei Stunden nach der Bestellung verfügbar; gezahlt wird nach Nutzung auf Stundenbasis; die genutzten Kapazitäten sind jederzeit skalierbar, Zusatzleistungen wie Backup und Recovery leicht abrufbar. Und vor allem ist die gemietete Rechenleistung für Unternehmen sehr viel kostengünstiger als unternehmenseigene Computertechnik.

Doch selbst bei dem Punkt «Flexibilität und Kostenvorteil» höre ich (um in der Filmwelt zu bleiben) die «Blechbüchsenarmee» in den IT-Abteilungen oft so argumentieren: «Wir haben doch schon alles virtualisiert! Cloudbefürworter leben in einem Wolkenkuckucksheim. Nie werden es die Manager zulassen, die wichtigsten Unternehmensdaten aus der Hand zu geben.»

Ist also die Cloud-Technologie mit jener Stadt vergleichbar, die von Aristophanes in seinem Theaterstück «Die Vögel» beschrieben und von Schopenhauer aus dem altgriechischen Wort «Nephelokokkygia» mit Wolkenkuckucksheim übersetzt wurde? Diese realitätsfernen Phantasiewelt in den Wolken?
Keineswegs. Selbst das Argument der fehlenden Sicherheit führt in die Irre: Hand aufs Herz, welche IT-Abteilung betreibt tatsächlich ein professionelles Security-Management? In meinem Kundenumfeld kenne ich nur ein einziges Unternehmen, das dem Ideal folgt, dafür eine eigene Abteilung unterhält und regelmäßig Penetrationstests externer Prüfunternehmen machen lässt.

Und was macht der Rest der mir bekannten Organisationen? Er begnügt sich mit formellen Richtlinien zur VPN-Nutzung und SSL- Verschlüsselungen. Dass jedoch die meisten Mitarbeiter außerhalb des Büros mit Laptops arbeiten, mit denen sie zum Beispiel im Home Office oder am Flughafen auch ohne VPN frei surfen können, wird ausgeblendet.

Über das Kuckucksnest fliegen.

Abwehrexperten, etwa gegen solche «Man-in-the-Middle-Attacken», sind Mangelware und teuer, weshalb sich nur die wenigsten Unternehmen diese Spitzenkräfte leisten. Cloud-Anbieter jedoch tun dies sehr wohl: Denn ihr Geschäftsmodell ist davon abhängig, dass absolut keine Lücken entstehen dürfen. Zudem ist es einfacher und billiger, die Serverinfrastruktur für viele Kunden mit nur einem kleinen Team und einem zentralen Rechenzentrum zu überwachen.

Wenn Sicherheit also kein Grund sein kann, der Cloud fernzubleiben, geht es dann etwa um die Macht- und Existenzsicherung der internen IT-Abteilungen? In diesen Fällen sollte sich das Management von dem Film «Don’t be afraid of the Dark» inspirieren lassen und die Parole «Don’t be afraid of the Cloud» ausgeben.

Mit Althergebrachtem lässt sich technologischen Trends nicht widerstehen. Das zeigt sich im Extremfall bei der DB Netze AG, die nach wie vor auf mechanische und elektrotechnische Signalübertragung setzt und verzweifelt nach Anbietern Ausschau hält, die solche Komponenten überhaupt noch herstellen.

Es wird Zeit, dass sich die Unternehmen von derartigen Fesseln der Vergangenheit befreien: «Be smart, go Cloud – und fliegt über das Kuckucksnest».

Autor: Frank Hendricks, geschäftsführender Gesellschafter von HENDRICKS, ROST & CIE.

Quelle: BUSINESS INTELLIGENCE MAGAZINE, www.bi-magazine.net
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